Aus "Niederösterreichische Komponisten" von Peter Erhard, Verlag Doblinger, Wien 09 672
Stadler Abbé Maximilian
*4.8.1748 Melk, t 8.11.1833 Wien
Taufnamen: Johann Carl Dominik. Erhielt bereits frühzeitig bei Johann Leuthner, dem Bassisten des Klosters und Schulmeister des Ortes, Gesangsunterricht und wirkte im Melker Kirchenchor mit. 1758-63 wurde Stadler als Sängerknabe im Zisterzienserstift Lilienfeld in Violine, Klavier, Orgel sowie im Generalbaß ausgebildet und versuchte sich hier auch bereits in der Komposition. Sicherlich übte auch der damalige Melker Stiftsorganist Johann Georg Albrechtsberger, den Stadler während der Ferienaufenthalte in seinem Heimatort hören konnte, einen gewissen Einfluß auf ihn aus. Stadler beendete seine theologischen Studien am Jesuitenkolleg in Wien, hatte hier auch Organistenämter an mehreren Kirchen inne und wurde in dieser Zeit mit den berühmtesten Musikern, unter ihnen Florian Leopold Gassmann, Giuseppe Bonno sowie Joseph Haydn bekannt.
1766 trat Stadler als Novize in das Benediktinerstift Melk ein, legte 1767 seine Profeß ab, wurde 1772 zum Priester geweiht und erhielt 1775 statt dem designierten, aber leider vorher verstorbenen Marian Paradeiser die Theologieprofessur des Stiftes. Als die theologischen Studien 1783 durch kaiserliches Dekret verboten wurden, übernahm Stadler die Pfarre Wullersdorf, kehrte aber 1784 als Prior ins Stift zurück. 1786 wurde er von Kaiser Joseph II. gegen seinen Willen zum Kommendatarabt (der laut neuer Stiftsverfassung statt des Prälaten für die weltlichen Belange zuständig war) des Stiftes Lilienfeld ernannt, wo er sich sehr für das Musikleben einsetzte, und kam nach der vorübergehenden Aufhebung dieses Stiftes 1789 in gleicher Position ins Benediktinerstift Kremsmünster.
Nach einem Aufenthalt in Linz sowie Reisen nach Karlsbad ließ er sich einige Jahre später in Wien nieder, wo er aufgrund seiner außerordentlichen Fähigkeiten als Cembalist, Organist und auch als Komponist sofort Aufnahme in alle Musikerkreise fand. Er pflegte freundschaftlichen Kontakt mit Joseph Haydn, dessen Musik er ebenso wie die Mozarts sehr verehrte, geriet hingegen wohl eher zu Unrecht in Verdacht, sich für die Kompositionen von Beethoven, der auf ihn den Kanon "Signor Abate" Wo0 178 schrieb, weniger erwärmen zu können. Zu Mozart, der auch zweimal Melk besuchte, und seiner Familie bestand eine besondere Verbundenheit, Stadler trat als Zeuge für die Echtheit dessen Requiems auf, war Konstanze Mozart beim Sichten des Nachlasses sowie beim Ordnen zahlreicher Fragmente behilflich und ergänzte eine Reihe von Mozartschen Kompositionen. 1803 wurde Stadler säkularisiert, ging in die Seelsorge, betreute die Pfarren Alt-Lerchenfeld sowie Großkrut, ließ sich aber 1816 endgültig in Wien nieder und widmete sich ausschließlich musikalischen Belangen. Er übernahm die Leitung des kaiserlichen Musikarchives, begann Materialien zu einer Geschichte der Tonkunst in Österreich zu sammeln, die aber unvollendet blieb, und betätigte sich auch als Dirigent der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, zu deren Ehrenmitglied er 1826 ernannt wurde.
Werke: 10 Messen, zwei Requien, kleinere Kirchenkompositionen, Kantaten, Oratorium "Die Befreiung von Jerusalem", Orgelfugen, Instrumentalmusik (Klaviersonaten, Quartette, Cellokonzerte, Streichtrios - größtenteils verschollen), Lieder. Schrift "Verteidigung der Echtheit des Mozartischen Requiems".