Vorwort

In Hafnerbach hat, wie aus historischen Quellen belegt werden kann, die Pflege der Kirchenmusik eine lange Tradition. So wissen wir aus den "Beiträgen zum barocken Orgelbau in Niederösterreich" von Gerhard Winner, erschienen in " Unsere Heimat" Jahrgang 46, Heft 4, dass schon im Jahre 1615/16 und dann 1636 der St. Pöltner Orgelmacher Georg Ertl die Orgel in Hafnerbach repariert hat. Aus dem Jahre 1638 ist eine Reparatur durch Andre Khrafft aus Melk bekannt. Im Jahre 1746 wurden Reparaturarbeiten durch den "Orgelmacher aus Lilienfeld", dem in Marktl ansässigem Johann Jakob Schumacher durchgeführt. Eine weitere Reparatur ist aus dem Jahre 1753 bekannt, welche durch den Vater der Orgelbauerfamilie Gatto aus Krems um den Gesamtbetrag von 73 fl gemacht wurde. Von besonderer Bedeutung jedoch ist der Neubau der Orgel im Jahre 1788 durch den St. Pöltner Orgelbauer Karl Seywald mit folgender Disposition: Prinzipal 4', Oktav 2', Quint 3',Mixtur zweifach, Koppel 8', Flöte 4', Pedal Subbaß16'gedeckt, Oktav 8'offen, Quint 6'.

Bei dem Versuch, genaueres über die Geschichte des Kirchenchores und der Musikpflege zu erfahren, wurde ich vom Hochw. Herrn Pfarrer GR Konrad Streimelweger auf alte Notenhandschriften hingewiesen, welche sich am Dachboden des Pfarrhofes befanden. Bei dem Notenmaterial handelt es sich hauptsächlich um Handschriften von Josef Werner. Dieser war vom 26. Dezember 1819 bis zu seinem Tode am 5. März 1857 in Hafnerbach Schulleiter. Vorher war er Schulgehilfe in Haindorf.. Er ist auch der Vater des berühmten Theologieprofessors Dr. Carl Werner, der 1873 Dekan der Wiener theologischen Fakultät und 1877 Rektor der Universität Wien war. Joseph Werner hat bei seinen Abschriften neben dem Datum auch oft die Orte angegeben, von wo die Musikstücke stammten.  Aber auch von den früheren Lehrern von Hafnerbach, Johann Nep. Weigl (1780-1790) und Johann Kasses (1790-1819) und von Ignaz Koller , sind Handschriften erhalten. Ignaz Koller war zuerst Schulleiter in Haunoldstein und vom 10. April 1857 bis zu seiner Pensionierung am 29. Februar 1883 Oberlehrer von Hafnerbach. Sein Bruder Franz war Schullehrer in Arnsdorf. Von diesem wissen wir durch das im Archiv erhaltene Verzeichnis (Katalog Nr. 411), daß er Notenmaterial ausgeborgt, und da dieses heute nicht mehr vorhanden ist, möglicherweise nicht mehr zurückgegeben hat.

Das gesamte Archivmaterial , bestehend aus ca 500 Musikstücken und 30 anderen Schriftstücken, habe ich gereinigt, geordnet und in neue Kartonumschläge gegeben. Besonderes Augenmerk habe ich dabei darauf gelegt, dass nicht der kleinste Zettel verloren gegangen ist, denn auf diesen teils sehr kleinen Beilagen befinden sich interessante Niederschriften. Die von mir gemachten Angaben befinden sich in eckigen Klammern [ ].

Der vorliegende Katalog ist alphabetisch nach Komponisten geordnet. Innerhalb eines Komponisten werden zuerst mehrteilige Werke in der Reihenfolge Messen, Requien, Litaneien und andere und schließlich die einteiligen Werke genannt, welche nach Textanfängen geordnet wurden. Soweit mir schon vorhandene Werksverzeichnisse zugänglich waren( z.B. Köchel ), habe ich deren Nummern verwendet und nach diesen geordnet.

Bedanken möchte ich mich bei allen, die mir bei dieser Arbeit geholfen haben. Besonderer Dank gilt unserem Hochw. Herrn Pfarrer GR Konrad Streimelweger, der mir diese Arbeiten an den Noten ermöglichte sowie Herrn Msgn. Prälat Dr. Walter Graf, welcher mir die fachliche Unterweisung gegeben hat, sowie meiner Gattin. Mein weiterer Dank gilt OstR KR P. Bruno Brandstätter aus dem SGIFt Melk, sowie Hr. Dr. Ristori aus Klosterneuburg.

Durch die Veröffentlichung dieses Kataloges möchte ich allen Interessierten einen Überblick über unser Archiv geben. Weiters soll durch meine bescheidene Arbeit das Archiv von Hafnerbach für die Musikgeschichtsforschung zugänglich gemacht werden.

Möge der Rückblick auf vergangene Zeiten und das Beispiel der vor uns lebenden Musiker uns Ansporn zur würdigen musikalischen Gestaltung unserer Gottesdienste sein, wo für uns nicht unser "Auftritt", sondern die Verehrung und das Lob Gottes im Vordergrund steht.

Franz Drucker

Hafnerbach, im April 2000

Nachtrag im Februar 2014:

 

Durch Herrn  Dr. Peter Halász von der Akademie der Wissenschaften in Budapest konnte mit Hilfe dieses vorliegenden Katalogs ein Rätsel in der Haydn- und Musikforschung gelöst werden. Er stellte fest, dass es sich bei dem schon lange bekannten Notenkopisten Johann Nepomuk Weigl (von ihm stammen viele Handschriften im Musikarchiv in Melk und vor allem hat er das „Quartbuch“ von Joseph Haydn zusammengestellt) um den in Hafnerbach tätigen Lehrer handelt, der hier 1790 gestorben ist. Leider konnten wir dessen Herkunft noch nicht erforschen.